Viele alte Lieder und Gedichte zeigen, wie die Menschen nach dem Winter das Frühjahr herbeisehnten. Im Winter waren die Menschen in vorindustriellen Zeiten weitgehend dazu verurteilt, in ihren Häusern zu bleiben und zu hoffen, dass Nahrung und Heizvorrat reichen würden, bis es wärmer wurde. Die Kost war eintönig, das Leben bot wenige Abwechslungen.
Auch wenn diese Zeiten lange vorbei sind, auch wenn Wintersport Hochkonjunktur hat und wir in den Supermärkten das ganze Jahr über alles kaufen können, was wir wollen, freuen wir uns doch auf den Frühling, dass allmählich wieder Blumen im Freien wachsen und die Bäume wieder Knospen treiben, grün werden und schließlich blühen. Gern hört man die Vögel singen und genießt es, wenn die Tage wieder länger und wärmer werden. Neues Leben beginnt, in der Natur ganz wörtlich, da viele Pflanzen tatsächlich nur von Frühjahr bis Herbst leben. Und auch viele Menschen sagen, dass sie erst im Frühjahr wieder richtig anfangen zu leben. Viele kirchliche und weltliche Bräuche wie das Binden von Palmwedeln oder die Eiersuche an Ostern haben ihren Ursprung darin. Den Beginn eines neuen Lebens feiert die Kirche auch ganz offiziell: An Ostern gedenken wir der Auferstehung Jesu Christi.
Doch was haben die Geschehnisse damals in Jerusalem, der Kreuzestod und die Auferstehung, mit unserem Leben heute zu tun? Während wir wissen, dass auf jeden Winter ein neues Frühjahr folgt, können wir auf ein Leben nach dem Tod nur hoffen und vertrauen. Ein verstorbener Angehöriger ist zunächst einmal nicht mehr da. Umso schlimmer ist ein unerwarteter Tod, sei es durch eine plötzlich aufgetretene Krankheit, einen Unfall oder gar einen Mord. Die Hinterbliebenen brauchen oft Monate oder gar Jahre, bis sie mit ihrem Leben wieder zurechtkommen.
Dies war die Situation für die Jünger Jesu am Karfreitag. Der Mann, dem sie nachgefolgt waren, für den sie ihr bisheriges Leben, ihre Berufe und Familien aufgegeben hatten, war grausam hingerichtet worden.
Ihr Einsatz schien sinnlos geworden zu sein. Umso größer war ihre Freude, als Jesus auferstanden war: Die Kreuzigung war nicht das Ende, die irdischen Mächte hatten keine Macht über Jesus Christus; vielmehr durften die Jünger selbst neu hoffen. Aus dieser Hoffnung schöpften sie die Kraft, ohne Furcht Jesu Botschaft weiterzusagen. Die Auferstehung Jesu ist nicht einfach ein historisches Wunder wie die Stillung des Seesturms oder die Heilung des Blinden. Sie betrifft uns unmittelbar, denn auch wir dürfen hoffen, dass der Tod nicht das Ende ist.
Beeindruckend war für mich vor einigen Jahren der Gedenk-gottesdienst für einen verstorbenen Mann. Er hatte seine Frau, drei erwachsene Kinder und mehrere Enkelkinder hinterlassen. Unheilbar krebskrank hatte er schon Monate vorher gewusst, dass er sterben würde, wenn er auch bis zuletzt bei Bewusstsein war. Gemeinsam mit einem befreundeten Priester plante er seinen eigenen Gedenkgottesdienst. Seine Trauermesse begann schließlich mit dem Lied „Christ ist erstanden von der Marter allen“. Das letzte Geschenk des Toten an seine Familie sollte sein, ihnen die Zuversicht zu vermitteln: Ihr dürft hoffen, dass dein Mann, euer Vater, Großvater, Schwiegervater und Freund nun an einem Ort ist, wo es ihm besser geht als zuletzt auf Erden und dass ihr ihn eben dort später wiedersehen dürft.
Dies feiert die ganze Kirche an Ostern: Was damals in Jerusalem geschah, betrifft nicht nur Jesus, sondern uns alle. Wenn selbst der Tod nicht endgültig ist, was haben wir dann noch zu fürchten? Oder, um ein anderes Osterlied zu zitieren: „Jesus lebt, mit Ihm auch ich. Tod, wo sind nun deine Schrecken? Jesus lebt und wird auch mich von den Toten auferwecken.“
Im Namen des Pastoralteams mit unserem Administrator, Pfr. Mijo Blazanovic, wünsche ich Ihnen diesen festen Osterglauben und eine gesegnete Kar- und Osterzeit.
Ihr Dr. Kenneth Kurumeh, Pfarrvikar