Das Konzept der Achtsamkeit wird meist mit dem Buddhismus verbunden. Für Buddhisten ist Achtsamkeit eine Art Zentrum ihrer Lebenspraxis. Inzwischen ist Achtsamkeit jedoch – weit über den Buddhismus hinaus – zu einer Art Schlüssel geworden, um den zerstreuten Geist zur Ruhe zu bringen. Frieden finden, gelassener werden, loslassen können, danach sehnen sich viele Menschen.
Leider ist es noch zu wenig bekannt, dass es auch in der christlichen Kultur eine lange Tradition der Achtsamkeit gibt. Während Buddhisten nach Erleuchtung streben, sind Christen eher auf der Suche nach Gott. Das achtsame Leben in der Gegenwart wird mit der Gegenwart Gottes verbunden. Das bedeutet, dass wir z.B. im Gebet nicht nur ein gegenstandsloses „Schauen“ erleben, sondern eine tiefe Herzensverbindung zum persönlichen Gott erleben können.
Wir alle wünschen uns doch ein bisschen mehr Achtsamkeit in unserem Alltag. Wer achtsam lebt, stellt fest, dass sein Empfinden von Glück und Lebensfreude nicht von äußeren Bedingungen abhängig ist. Er entwickelt einen klaren, stabilen Geist, der es ihm erlaubt, auch in schwierigen Lebenszeiten und Situationen mit der Kraft seiner inneren Ressourcen verbunden zu sein.
Achtsamkeit ist eine offene, nicht urteilende und gleichmütige Einstellung gegenüber allem, was in mir und um mich herum geschieht. Alle Gedanken und Emotionen nehme ich erst einmal auf eine nicht-wertende Weise wahr. Dies führt zu einem bewussten Leben, in dem ich fürsorglich mit mir selbst und anderen umgehe.
Darf ich Ihnen/Euch eine ganz kurze Geschichte erzählen? Als ich Kind war, beobachtete ich meine Mutter, als sie Bohnen kochte. Vor dem Kochen pflückte sie die schlechten und schmutzigen Bohnen heraus und warf sie in unseren Garten und kochte nur die guten Bohnen. Aber als der Regen kam, wurden die dreckigen und schlechten Bohnen zu Samen und wuchsen auf. Sie sahen wunderschön aus; und nun begann interessanterweise die gleiche Person, die sie wegwarf, sie zu ernten. Sie merkte nun, dass die Bohnen, die sie vor einiger Zeit weggeworfen hatte, Wert hatten.
So achtlos wir mit Dingen umgehen, gehen wir oft auch mit unseren Mitmenschen um. Wir übersehen wie wertvoll sie sind und werfen das, was sie tun, sagen oder sind quasi „in den Mülleimer“. Wir lehnen das ab, was wir wirklich brauchen und was uns richtig und wichtig sein sollte, weil wir uns urteilend und gleichmütig verhalten gegenüber allem, was in uns und um uns herum geschieht.
Gott aber liebt uns alle und schenkt uns immer seine Achtsamkeit. Jede und Jeder ist ihm wichtig. Streben auch wir an, dieser Achtsamkeit Raum in unserem
Leben zu lassen.
Bleibt mit Gott verbunden und er wird euch segnen.
Jeder von uns ist sein geliebtes und wertvolles Kind.
Pfr. Kenneth Kurumeh