Die verschiedenen Pfade der Stille im Hohenloher Land sind eine der reizendsten Wanderstrecken in der Region. Wie der Name bereits sagt, sind es Wanderwege durch ruhige Gegenden, abseits der größeren Orte und Städte. Die Kolping-Wandergruppe nimmt bereits den dritten Pfad der Stille unter die Wanderstiefel und beginnt in Dörzbach mit ihrer rund zwölf Kilometer langen Rundwanderung. Nach der Überquerung der Jagst geht es steil durch den Wald hinauf. Treppenstufen sind in den Wald gebaut, die „Stäffele“. Sie wurden in früheren Zeiten angelegt, um den Menschen, insbesondere den Kindern, den Weg von Dörzbach nach Meßbach und umgekehrt, zu erleichtern. Die Kinder mussten vom katholischen Meßbach über den Berg in die Schule, ins evangelische Dörzbach gehen und umgekehrt. Auch die Kirchgänger benutzten diese Stäffele und das bis in die Dreißigerjahre des letzten Jahrhunderts hinein. Unterwegs liegen die Eishöhlen. Vor etwa hundert Jahren waren die Winter noch härter als heute. Die Jagst war oft zugefroren. Für die Brauereien in Dörzbach wurde das Eis aus dem Fluss geschlagen und damit in den Eiskellern die Bierfässer gekühlt. Bis in den Sommer hinein soll das Eis in den kühlen, am Nordhang gelegenen Muschelkalkhöhlen gehalten haben. Cornelia Steinmacher hat die Wanderung auf dem Pfad der Stille organisiert und vorbereitet. Zwischendurch immer wieder Momente des Innehaltens, mit meditativen Stops, Gedanken, Texten und Gebeten. Steinige Äcker auf der Hochfläche über dem Jagsttal. Es ist die Zeit der „Heuet“, der Heuernte. Wie Kinderspielzeug liegen die rundgepressten Heuballen auf den abgemähten Wiesen. An den Waldrändern erste rote Hagebutten, prall hängt das Obst auf den Bäumen. Der Wanderweg senkt sich hinunter nach Meßbach. Das Schloss, das ehemalige Hofgut der Herren von Meßbach dominiert das Ortsbild. Im Jahr 1328 wird das Anwesen erstmalig erwähnt. Nach mehrmaligen Besitzerwechsel erwerben es Mitte des 19. Jahrhunderts die „Freiherren von Palm“, die das Schloss heute noch bewohnen. Das mit Palmen versehene riesige schmiedeeiserne Hoftor erlaubt einen Blick in den prächtigen Innenhof mit seinem Brunnen. Neben dem Hofgut die Dreifaltigkeitskirche. Ein riesiger Park mit uraltem Baumbestand und einem See umgibt das Anwesen derer von Palm. Durch schattigen Forst, führt nach einer Kehrtwende der Pfad der Stille steil hinunter zur kleinen Kapelle „St. Wendel zum Stein“. Das kleine Gotteshaus soll auf keltischen Ursprung zurückgehen. Es steht direkt an der Jagst und duckt sich unter einen teilweise überhängenden Tuffsteinfelsen. Die Wallfahrtskapelle ist dem Schutzpatron der Hirten, dem Heiligen Wendelin, geweiht. Schön ist es hier. Das idyllische Bild wird durch zwei Schwäne auf der Jagst noch getoppt. Doch das Attribut der Stille muss der Pfad der Stille zumindest heute am Sonntag ablegen. Zahlreiche Motorradfahrer knattern drüben über dem Fluss auf der Landstraße vorbei. Oberhalb von Hohebach blicken einige Kühe gelangweilt hinunter auf den Mähdrescher, der auf einem Weizenfeld seine Runden dreht. Nach der Überquerung der Jagst über die Sandsteinbogenbrücke, wendet sich der Wanderweg nordwestwärts und führt oberhalb des Tales durch magere und teils baumbestandene Wiesen den Hang entlang. Die Menschen haben in jahrzehnte- oder jahrhundertelanger zäher Arbeit Steine herausgelesen und sie zu mächtigen Steinriegeln aufgeschichtet, um Platz zu schaffen für eine karge Wiese oder ein „steiniges Äckerle“. Heute bieten diese Steinriegel der Tierwelt ein wertvolles Biotop. Am Nordwesthang über Hohebach vereinigt sich der Pfad der Stille mit dem „Generationenpfad Jeudenstein“ mit verschiedenen Mitmachstationen und einem Kneippkurbecken, bevor er sich wieder als Pfad der Stille hinuntersenkt an den Fluss, mit dem sich der Kreis der Wanderung schließt. (hlö)