Zu Besuch beim größten Weihrauchfass der Welt

Samstagnachmittag, den 4. Juni war es soweit. Insgesamt zwölf Minis aus St. Barbara und Mitwirkende aus dem Ortsausschuss Neuhütten machten sich auf den Weg nach St. Jodokus Wiesental (in der Nähe von Wiesloch), das in der Erzdiözese Freiburg gelegen ist, um das größte Weihrauchfass der Welt zu besichtigen.
Johannes Groß und weitere Ministranten und Vereinsmitglieder der ehemaligen Messdiener e.V. begrüßten uns und eine weitere Ministrantengruppe von der Pfälzer Weinstraße herzlich und führten uns in die Kirche, wo eine große silberne Kugel auf einem Ständer den Blick in den Altarraum beherrschte.
Herr Groß und seine Mitstreiter erklärten uns zunächst die Geschichte dieses laut Guiness World Records größten Weihrauchfasses der Welt (1,93Meter hoch und 1,48 Meter breit) von der Idee über die Planung, die Finanzierung bis hin zur Realisierung und Bedeutung des Projekts.

P1080070 Die Inspiration zu dem Vorhaben holte sich die, in Hochzeiten bis zu 100 Ministranten und Ministrantinnen umfassende, Ministrantenschaft der Kirchengemeinde aus der Abtei Münsterschwarzach, wo sie schon viele Klosterwochenenden verbracht hatte und von einem in der dortigen Gold- und Silberschmiede gefertigten Weihrauchfass von ca. 1,2 Meter Durchmesser für die Ministranten der Diözese Würzburg erfuhr.
Der Hamburger Künstler Otfried Kallfass, auf den die Minis aufmerksam wurden, weil er 2008 einen Kunstpreis der Diözese Freiburg erhielt, entwarf das Weihrauchfass als rauchenden „Urplaneten“, dessen Oberfläche (6,5 Quadratmeter) er als komplexe Landschaft aus Einschlagkratern, Vulkanen, Gebirgszügen, Tälern und Wüsteneien gestaltete. Für das Papp-Urmodell, das heute das Zwischenstockwerk auf dem Weg zum Kirchendachboden ziert, hat der Künstler Styroporplatten, die er mit Wellpappe überzogen hat, verwendet.
Das Weihrauchfass wurde von der Gießerei Strassacker in Süßen, die auch die „Bambis“ für den gleichnamigen Filmpreis herstellt, in Aluminium gegossen. Um das Riesenfass überhaupt herstellen zu können, mussten die Halbkugeln nochmals halbiert gegossen und nachträglich wieder zusammengefügt werden.
Zum „rauchenden Planeten“ als Weihrauchfass entwarf der Künstler Kallfass ein „passendes“ Schiffchen, in dem der für das Weihrauchfass notwendige Weihrauch aufbewahrt wird. Er gestaltete es als „Space- Shuttle“ als „Raum“-Schiffchen, das Schiff des 21. Jahrhunderts, das auch inhaltlich zum „Himmelskörper“ Rauchfass passt.
Finanziell möglich wurde das ehrgeizige Projekt durch eine Vielzahl von Aktionen der Minis in der Kirchengemeinde und zahlreiche Spenden.

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Die Minis von St. Jodokus wollten, dass ihr XXL-Weihrauchfass an der Decke befestigt durch das Kirchenschiff schwingt.
Zunächst erhielten wir eine Kostprobe der- an einem fünf Millimeter dünnen Stahlseil – schwingenden Weihrauchkugel(die Kugel selbst wiegt 130 Kilogramm und hängt im 13 Meter hohen Kirchenraum) von den hinteren Bankreihen der Kirche aus. Dann erklommen wir in zwei Gruppen den Kirchendachboden, um die aufwendige Technik zu bestaunen, mit der eine ganze Reihe von Experten unter Einsatz von mehr als zwei Tonnen Material die Vorraussetzung für das sichere und regelmäßige Pendeln der rauchenden Kugel geschaffen hat.

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Wie aber bewegt man ein Weihrauchfass dieser Größe, wenn es nicht gerade an dem ausgefeilten Mechanismus über den Köpfen der Kirchgänger (mit Sicherheitsabstand!)schwingt?
Lösung: Sechs starke Ministrantinnen und Ministranten tragen es mit Hilfe langer Aluminiumstangen, die durch vier dafür im Rauchfass vorgesehene Vulkankrater geschoben werden, mit Muskelkraft durch den Kirchenraum.
Sechs Minis von der Bergstraße stellten sich dieser Aufgabe und probten den Einzug mit dem Weihrauchfass für den gemeinsamen Vorabendgottesdienst.
Auch das Befüllen des Rauchfasses, wofür sechs Ministranten/Innen die obere Hälfte des Fasses auf Kommando “Eins, zwei, drei” hochstemmen mussten, durften wir ausprobieren.
Nach soviel Theorie und Praxis zum Weihrauchfass genossen wir im an die Kirche angrenzenden idyllischen Pfarrgarten mit Rosenrabatten ein gemeinsames Picknick.

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Wir hatten unsere Ministrantengewänder mitgebracht, denn beim anschließenden Vorabendgottesdienst waren alle Besucherminis eingeladen, gemeinsam mit den Minis von St. Jodokus Dienst zu tun.
48 Ministranten zogen dann mit dem Riesenweihrauchfass und sechs Fahnen gemeinsam mit dem Priester ein unter Orgelklang in die Kirche ein. Nach dem feierlichen Wortgottesdienst kam das größte Weihrauchfass der Welt zum Einsatz. Vier mit glühender Kohle und Weihrauch befüllte Metallkästchen wurden ins Innere des Fasses eingesetzt, die zweite Halbkugel wurde aufgesetzt und die Weihrauchkugel am Stahlseil eingehängt. Dann wurde die Kugel hochgezogen und in Schwingung gebracht. Nun “verströmte” sich der Weihrauch , durch die Kirchenfenster strahlte Sonnenlicht und wurde noch durch farbige Lichtstrahler ergänzt ,dabei untermalte die Orgel das beeindruckende Geschehen. Es herrschte eine wirklich transzendente Atmosphäre, die die Kirchenbesucher in ihren Bann zog.

P1080120 Unter den vollen Klängen der Orgel, verschiedener Blasinstrumente, der mitgeführten Altarglocken und der Gesänge der Kirchenbesucher zogen die Ministranten mit dem Priester nach dem Ende der Eucharistiefeier mit dem Tedeum feierlich aus. Wir aus der Diaspora der Löwensteiner Berge waren uns einig: Wir durften einen sehr ansprechenden und bewegenden Gottesdienst mitfeiern!
Vielen Dank an Elisabeth und Thomas, die diesen schönen Ausflug mit nachhaltigen Eindrücken für uns organisiert haben.

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